Twin Souls - Die Rebellin: Band 2 (German Edition) by Zhang Kat

Twin Souls - Die Rebellin: Band 2 (German Edition) by Zhang Kat

Autor:Zhang, Kat [Zhang, Kat]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: E-Books der Verlagsgruppe Random House GmbH
veröffentlicht: 2014-03-09T23:00:00+00:00


Kapitel 19

Ryan wachte bald danach auf und bewahrte mich vor weiteren Fragen von Henri.

»Eva?« Seine Stimme war kratzig vom Schlaf. Ich hockte mich auf die Kante des Sofas und lächelte automatisch, als unsere Blicke sich trafen. Wenn ich mich hinuntergebeugt hätte, nur ein bisschen, hätte ich die Reste seines Traumes wegküssen können, während meine Haare uns vor dem Rest der Welt verbargen wie ein Vorhang. »Du bist früh dran.«

Ich zuckte in dem Bewusstsein, dass Henri hinter mir am Esstisch saß, mit den Schultern. »Ich wollte etwas mit dir besprechen.«

Ryan nickte und stemmte sich hoch. Er wusste, worüber ich mit ihm reden wollte. Ich schätze, es war nicht allzu schwer zu erraten. »Ich zieh mich schnell an.«

Ich saß von Unbehagen erfüllt im Wohnzimmer, während Ryan sich fertig machen ging. Wir konnten natürlich nicht offen reden, solange Henri zuhörte, daher murmelte ich etwas davon, Kitty nicht allein lassen zu wollen, sobald Ryan auf der Bildfläche erschien, und zog ihn hinter mir her aus der Wohnung.

Aber als wir vor Emalias Wohnungstür ankamen, zögerte ich. »Lass uns weitergehen.« Ich machte einen Schritt auf die Treppe zu. »Lass uns rausgehen. Wir machen es ständig, um zum Fotoladen zu gehen, und es ist noch nie etwas passiert. Es ist noch nie auch nur annähernd etwas passiert.«

<Eva …>, sagte Addie.

Aber Ryan lächelte. »Wo möchtest du hingehen?«

Zu dem Ort, an dem wir das letzte Mal einen kurzen Moment glücklich, unbeschwert und voller Hoffnung gewesen waren.

»Zum Strand«, sagte ich.

Ich hatte Ryan aufgesucht, damit wir über Sabines Plan reden konnten, aber als wir zwei die belebten Straßen der Stadt entlangschlenderten, fing ich nicht davon an. Der warme, sonnige Morgen erfüllte mich mit Freude, und ich hatte keine Eile, alles kaputtzumachen.

Wir hatten kein Geld für den Bus, geschweige denn ein Taxi, daher schlichen wir uns in einen kleinen Supermarkt, um in eine Karte zu gucken und uns eine Wegbeschreibung zu notieren. Dann machten wir uns zu Fuß auf den Weg. Emalia kam normalerweise nicht nach Hause, ehe es Abend wurde; wir hatten also jede Menge Zeit.

Wir liefen meilenweit, ehe wir endlich die Promenade erreichten. Aber der Anblick – ein Mix aus leuchtenden Farben und wildem Lärm – ließ uns vergessen, wie weit wir gelaufen waren. Boote schaukelten in der Ferne auf dem Wasser, so eben sichtbar zwischen den knallbunt gestrichenen Gebäuden. In Anchoit hatte die Schule noch nicht angefangen und Kinder rannten umher, kreischten vor Lachen. Ihre Eltern folgten ihnen gemächlich.

Ein Windstoß veranlasste mich dazu, die Jacke enger um unseren Körper zu wickeln, er ließ die Haare um unser Gesicht flattern. Aber er brachte uns auch den köstlichen salzigen Geruch des Ozeans, gewürzt mit einer Prise Frittierfett.

Ryan und ich hielten uns nicht mit den kleinen Läden, den Restaurants und den Arkaden mit ihren blinkenden Lichtern auf. Wir gingen schnurstracks zum Strand, wo ich meine Schuhe auszog und Ryan seine anbehielt. Es war beinah Mittag, der helle Sand war warm unter unseren Sohlen.

Weit draußen im Wasser schnitt ein kleines Boot durch die Wellen. Ich verfolgte es mit zusammengekniffenen Augen, die Hand erhoben, um unsere Augen vor der Sonne abzuschirmen.



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